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Verbände mit besonderen Aufgaben im DOSB

Die 18 Verbände mit besonderen Aufgaben (VmbA) im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) repräsentieren eine Gruppe von Mitgliedern, die sich mit ihren unterschiedlichen Strukturen, Aufgabenfeldern und Größen zu einer Einheit ergänzen. Sie setzen sich für eine ganzheitliche und von Fairness geprägte Sportbewegung ein. Die VmbA vertreten rund 1,5 Millionen Mitglieder. Sie haben sich aktuell auf ein Sport- und Selbstverständnis geeinigt, das wir hier dokumentieren.

Sport- und Selbstverständnis der VmbA im DOSB- Beitrag zu einem starken und vielfältigen Sport

Im Leitbild der VmbA im DOSB werden zentrale Aussagen zur Ausrichtung, zu den Grundwerten, der Zusammenarbeit und dem Selbstverständnis formuliert, welche die Position der VmbA deutlich machen und Orientierung für das gemeinsame Handeln bieten. Im Kern geht es darum, unter den je spezifischen Bedingungen der VmbA engagierte Beiträge zu einem starken und vielfältigen Sport unter dem Dach des DOSB einzubringen. Vor diesem Hintergrund und der Fragestellung, was genau sich hinter dem Begriff der „besonderen Aufgaben“ verbirgt, fand eine aktive Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstverständnis und der internen Heterogenität statt. Das hier beschriebene Sport- und Selbstverständnis der VmbA versteht sich gleichzeitig nicht als eine abschließende Festschreibung, sondern als Aufforderung, die Diskussion weiter zu führen und den gemeinsamen Standpunkt zu vertreten.

Sportverständnis der VmbA

Unser Handeln für den Sport ist getragen von der Einsicht, dass es nach der Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr sachgerecht ist, pauschal von „dem“ Sport zu sprechen. Tatsächlich haben wir es inzwischen mit vielfältigen Grundkonzepten sportlichen Handelns zu tun, die man als Sport im engen Sinne und Sport im weiten Sinne bezeichnen kann. Zum einen ist dies das nach wie vor gültige leistungs- und wettbewerbsorientierte Grundkonzept sportlichen Handelns, das auf allen Leistungsniveaus von der lokalen bis zur globalen Ebene anzutreffen ist und den spezifischen Beitrag des Sports zur Kulturgesellschaft bildet. Zum anderen umfasst dies eine Vielzahl und eine große Vielfalt unterschiedlichster leistungs- und wettbewerbsentlasteter Praktiken der körperlichen Aktivität. Die VmbA sind jeweils in spezifischer Weise und Schwerpunktsetzung in den Feldern dieser unterschiedlichen Ausprägungen der Sportidee engagiert.

Selbstverständnis der VmbA

Bei Gründung des NOK 1949 und des DSB 1950 haben sich die in dieser Gruppe zusammengefassten Verbände zunächst – aus unterschiedlichen Gründen – einer vollständigen Eingliederung in die aus der Idee der Einheitssportbewegung gespeisten Strukturen jener Dachorganisationen entzogen. Heute ergänzen und bereichern sie von innen heraus diese Einheitssportbewegung. Die Verbände mit besonderen Aufgaben sind mithin integraler Teil des DOSB. Sie bringen allerdings gleichzeitig institutionelle, konfessionelle, weltanschauliche und akademischwissen-schaftliche Kompetenzen in die Strukturen des gemeinwohlorientierten Sports ein, mit denen seine gesellschaftliche Bedeutung und Vielfalt unterstrichen und verstärkt wird.

Das Besondere an dieser Verbändegruppe sind nicht die „besonderen Aufgaben“. Denn sie stehen ebenso wie alle anderen Mitglieder des DOSB im gemeinsamen Dienst an der Sache des Sports in allen seinen vielfältigen Aspekten. Das Besondere sind die vielfältigen Handlungsfelder, in denen die Verbände aus dem Kreis der VmbA tätig sind. Was den Unterschied und ihre besondere Stellung ausmacht, sind weiterhin: zum einen die noch immer erkennbaren sport- und kulturgeschichtlichen Herkünfte ihrer Organisationen aus dem Rückbezug auf asiatische Kampfkünste (Deutscher Aikido-Bund), als betriebliche Sozialeinrichtung (Verband Deutscher Eisenbahner-Sportvereine), als Gewerkschaft, als konfessionelle Sportverbände (DJK-Sportverband, CVJM-Sport, MAKKABI Deutschland), als Reform-Bewegung (Deutscher Verband für Freikörperkultur, Kneipp-Bund) und als Arbeitersportbewegung (RKB „Solidarität“ Deutschland); zum anderen besondere institutionelle Anbindungen und Rücksichten; damit zum dritten spezielle Zielgruppen ihrer Tätigkeit (Angehörige der Hochschulen und Studierende beim adh, Wissenschaftsangehörige der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, Sportlehrer*innen bei der GEW Sportkommission und dem Deutschen Sportlehrerverband, Polizeibeamt*innen beim Deutschen Polizeisportkuratorium, Angehörige von Betrieben beim Deutschen Betriebssport-verband etc.) sowie zum vierten besondere Verbandsstrukturen, die sich nicht durchgängig am Leitbild des Vereinssports orientieren und zum Teil als Berufsverband auch keine Basisstruktur aufweisen (Deutsche Olympische Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention).

Die in den VmbA organisierten Verbände lassen sich den oben genannten vier Bereichen zum Teil mehrfach zuordnen. Insofern ist auch die vorgenommene Zuordnung einzelner Verbände beispielhaft zu verstehen und stellt keine abschließende Gliederung dar. Diese Verbände stehen nicht zuletzt auch für die soziale Verantwortung im Sport, über das rein „Sportliche“ hinaus. Denn aufgrund ihrer Herkunft und ihrer besonderen Struktur macht die kompetente und engagierte Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Herausforderungen, denen auch der Sport sich nicht entziehen kann, eine wichtige Säule ihres Selbstverständnisses aus. Sie bringen ferner über ihre verbandsinterne Tätigkeit hinaus je eigenständige internationale Verbindungen ein, die für den deutschen Sport insgesamt wichtig sind.

Zentrale Aufgabe der VmbA ist es, aus den verschiedenen Positionen und der jeweils spezifischen Expertise zu wichtigen Themen des Sports heraus nachhaltige Impulse in die Sportlandschaft zu setzen und zu Diskurs und Auseinandersetzung anzuregen. Dazu bieten und streben die VmbA ihre Mitwirkung an, wesentlich auch durch eine engagierte und effektive Vertretung und Mitarbeit in den Gremien des DOSB. Schließlich und nicht zuletzt streben sie auch eine Intensivierung ihrer Zusammenarbeit untereinander an, um gemeinsam das Gewicht dieser für sich so heterogenen Verbändegruppe innerhalb des DOSB stärker sichtbar zu machen. Dies ist als eine Art von Selbstappell an alle Mitglieder dieser Gruppe zur nachhaltigen Mitwirkung an den gemeinsamen Aufgaben zu verstehen.

 

DOSB-Presse, Der Artikel-und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes Nr. 15-16, April 2020