Adventsaktion der Allianz für den freien Sonntag im Saarland
Gruppenfoto Paulinus-Wochenzeitung im Bistum Trier, Sarah Schött, v. l.: Alexander Sauer, Eugen Roth, Martin Schedler, Bodo Busse, Katja Göbel h. l.: Joachim Zimmer, Frank-Matthias Hoffmann
Leben ist mehr als Arbeit und Konsum
Unter diesem Motto startete die Allianz für den freien Sonntag im Saarland am diesjährigen Buß- und Bettag im Saarländischen Staatstheater mit einer Pressekonferenz ihre Adventsaktion mit prominenten Saarländern. Mit von der Partie waren der Vorsitzende des DGB Saar, Eugen Roth, der Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters, Bodo Busse und der Deutsche Meister im Ultratrail-Lauf und WM-Dritte im Team, Martin Schedler. Der Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans, war leider terminlich verhindert, unterstrich aber die Bedeutung der Aktion mit einem persönlichen Statement, das verlesen wurde. Geleitet wurde die Pressekonferenz von Katja Göbel, der Leiterin des Katholischen Büros Saarland.
Für Ministerpräsident Tobias Hans ist der freie Sonntag ein Teil des christlichen Kulturerbes, der zu Ruhe und Besinnung dient. Er lehne deshalb eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen ab, heißt es in seinem Statement.
Gewerkschafter Eugen Roth verweist auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel: „Am siebten Tage sollst Du ruhen“, sagt Gott. Leider hätten Marktideologen den biblischen Wertekompass weitgehend verloren. Dem Götzen Markt auch noch die Sonn- und Feiertagsruhe zu opfern „ist wirtschaftlich unsinnig und vor allem auch gesundheitsschädlich“, erklärt Roth.
„Der arbeitsfreie Sonntag ist mir heilig!“, sagt der saarländische Sportler Martin Schedler. Seit der Geburt seiner Tochter werde ihm immer stärker bewusst, wie wichtig der Sonntag sei, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Im Advent werde dies für ihn besonders deutlich, so der praktizierende Christ. Der freie Sonntag „ist ein Geschenk, welches wir nutzen sollen“, lautet Schedlers Appell.
Staatstheater-Intendant Bodo Busse sieht angesichts der zunehmenden Hektik des Alltags die Adventszeit und den Sonntag als „Inseln der Ruhe, der Meditation und vor allem auch der Reflexion“. Dies trage dazu bei, „körperlich und geistig gestärkt, mutig den Anforderungen, die uns nach der Ruhe wieder bedrängen“, standzuhalten.
Auf Bundesebene wurde die „Allianz für den freien Sonntag“ im Jahre 2006 von den Kirchen und Gewerkschaften gegründet. Sonntagsallianzen gibt es flächendeckend in fast allen Bundesländern und vielen Städten und Regionen Deutschlands.
Im Saarland aktiv sind insbesondere die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, das Katholische Büro Saarland, der Beauftragte der Evangelischen Kirchen für das Saarland, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Landesbezirk Saar und die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft. Unterstützt wird die Allianz von zahlreichen gesellschaftlichen und kirchlichen Gruppen.
Inhaltlich tritt die Allianz für den Erhalt des freien Sonntags ein. Der (freie) Sonntag soll zeigen: „Leben ist mehr als Arbeit und Konsum!“. Diese Erfahrung soll die Gesellschaft jeden Sonntag machen können, indem sie innehält und aufatmet. Der Sonntag dient der Entschleunigung. Er ist der Tag in der Woche, an dem die Bedürfnisse der Religion und der Kultur, nicht zuletzt der Familie, der Vereine und des Einzelnen vor den Interessen der Wirtschaft stehen. Als eine der ältesten Traditionen der Menschheit macht ihn dies gerade in einer immer hektischer werdenden Zeit besonders wertvoll.
Deshalb stehen der freie Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage unter dem Schutz des Grundgesetzes (Art. 140 GG i. V. m. Art. 139 WRV): „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“.
Die Ladenschlussgesetze der Länder regeln Ausnahmen zur Sonntags- und Feiertagsruhe. Dabei sind die bis zum 31.12.2020 befristeten Regelungen für das Saarland aktuell noch relativ streng. Dennoch müssen auch hierzulande heute schon sehr viele Menschen an Sonn- und Feiertagen arbeiten, und zwar weit über die für die Freizeitgestaltung, Sicherheit oder Grundversorgung der Bevölkerung notwendigen Tätigkeiten hinaus.
Die Allianz für den freien Sonntag setzte mit dem Start dieser Aktion ein erstes sichtbares Zeichen gegen die schleichende Ökonomisierung der Sonn- und Feiertage und spricht sich ausdrücklich gegen Weiterungstendenzen aus. Zusätzlich wird jeweils zu den Adventssonntagen das vollständige Statement eines Prominenten an dieser Stelle veröffentlicht.
Joachim Zimmer
Justiziar Katholisches Büro Saarland