Newsletter
Datenbank
Facebook

Adventsaktion der Allianz für den freien Sonntag im Saarland

Gruppenfoto Paulinus-Wochenzeitung im Bistum Trier, Sarah Schött, v. l.: Alexander Sauer, Eugen Roth, Martin Schedler, Bodo Busse, Katja Göbel h. l.: Joachim Zimmer, Frank-Matthias Hoffmann

Gruppenfoto Paulinus-Wochenzeitung im Bistum Trier, Sarah Schött, v. l.: Alexander Sauer, Eugen Roth, Martin Schedler, Bodo Busse, Katja Göbel h. l.: Joachim Zimmer, Frank-Matthias Hoffmann

Leben ist mehr als Arbeit und Konsum

Unter diesem Motto startete die Allianz für den freien Sonntag im Saarland am diesjährigen Buß- und Bettag im Saarländischen Staatstheater mit einer Pressekonferenz ihre Adventsaktion mit prominenten Saarländern. Mit von der Partie waren der Vorsitzende des DGB Saar, Eugen Roth, der Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters, Bodo Busse und der Deutsche Meister im Ultratrail-Lauf und WM-Dritte im Team, Martin Schedler. Der Ministerpräsident des Saarlandes, Tobias Hans, war leider terminlich verhindert, unterstrich aber die Bedeutung der Aktion mit einem persönlichen Statement, das verlesen wurde. Geleitet wurde die Pressekonferenz von Katja Göbel, der Leiterin des Katholischen Büros Saarland.

Für Ministerpräsident Tobias Hans ist der freie Sonntag ein Teil des christlichen Kulturerbes, der zu Ruhe und Besinnung dient. Er lehne deshalb eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen ab, heißt es in seinem Statement.

Gewerkschafter Eugen Roth verweist auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel: „Am siebten Tage sollst Du ruhen“, sagt Gott. Leider hätten Marktideologen den biblischen Wertekompass weitgehend verloren. Dem Götzen Markt auch noch die Sonn- und Feiertagsruhe zu opfern „ist wirtschaftlich unsinnig und vor allem auch gesundheitsschädlich“, erklärt Roth.

„Der arbeitsfreie Sonntag ist mir heilig!“, sagt der saarländische Sportler Martin Schedler. Seit der Geburt seiner Tochter werde ihm immer stärker bewusst, wie wichtig der Sonntag sei, um Zeit mit der Familie zu verbringen. Im Advent werde dies für ihn besonders deutlich, so der praktizierende Christ. Der freie Sonntag „ist ein Geschenk, welches wir nutzen sollen“, lautet Schedlers Appell.

Staatstheater-Intendant Bodo Busse sieht angesichts der zunehmenden Hektik des Alltags die Adventszeit und den Sonntag als „Inseln der Ruhe, der Meditation und vor allem auch der Reflexion“. Dies trage dazu bei, „körperlich und geistig gestärkt, mutig den Anforderungen, die uns nach der Ruhe wieder bedrängen“, standzuhalten.

Auf Bundesebene wurde die „Allianz für den freien Sonntag“ im Jahre 2006 von den Kirchen und Gewerkschaften gegründet. Sonntagsallianzen gibt es flächendeckend in fast allen Bundesländern und vielen Städten und Regionen Deutschlands.

 

Im Saarland aktiv sind insbesondere die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, das Katholische Büro Saarland, der Beauftragte der Evangelischen Kirchen für das Saarland, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Landesbezirk Saar und die Evangelische Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft. Unterstützt wird die Allianz von zahlreichen gesellschaftlichen und kirchlichen Gruppen.

Inhaltlich tritt die Allianz für den Erhalt des freien Sonntags ein. Der (freie) Sonntag soll zeigen: „Leben ist mehr als Arbeit und Konsum!“. Diese Erfahrung soll die Gesellschaft jeden Sonntag machen können, indem sie innehält und aufatmet. Der Sonntag dient der Entschleunigung. Er ist der Tag in der Woche, an dem die Bedürfnisse der Religion und der Kultur, nicht zuletzt der Familie, der Vereine und des Einzelnen vor den Interessen der Wirtschaft stehen. Als eine der ältesten Traditionen der Menschheit macht ihn dies gerade in einer immer hektischer werdenden Zeit besonders wertvoll.

Deshalb stehen der freie Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage unter dem Schutz des Grundgesetzes (Art. 140 GG i. V. m. Art. 139 WRV): „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“.

Die Ladenschlussgesetze der Länder regeln Ausnahmen zur Sonntags- und Feiertagsruhe. Dabei sind die bis zum 31.12.2020 befristeten Regelungen für das Saarland aktuell noch relativ streng. Dennoch müssen auch hierzulande heute schon sehr viele Menschen an Sonn- und Feiertagen arbeiten, und zwar weit über die für die Freizeitgestaltung, Sicherheit oder Grundversorgung der Bevölkerung notwendigen Tätigkeiten hinaus.

Die Allianz für den freien Sonntag setzte mit dem Start dieser Aktion ein erstes sichtbares Zeichen gegen die schleichende Ökonomisierung der Sonn- und Feiertage und spricht sich ausdrücklich gegen Weiterungstendenzen aus. Zusätzlich wird jeweils zu den Adventssonntagen das vollständige Statement eines Prominenten an dieser Stelle veröffentlicht.

Joachim Zimmer

Justiziar Katholisches Büro Saarland

 

 

Statements für die Adventssonntage

Erster Adventssonntag...


Ministerpräsident des Saarlandes

Tobias Hans

„Der freie Sonntag ist ein Teil unseres christlichen Kulturerbes. Er ist der Tag der Ruhe und der Besinnung. Einen solchen Tag in der Woche brauchen wir für unsere eigene Erholung. Wir brauchen ihn aber auch, um mit der Familie gemeinsam Zeit zu verbringen, sich mit Freunden oder Verwandten auszutauschen oder den Gottesdienst besuchen. Deshalb lehne ich eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen ab. Ich freue mich, dass es im Saarland keine nennenswerten gegenteiligen Begehrlichkeiten und Anforderungen etwa der Wirtschaft gibt. Der Sonntag bietet den passenden Rahmen für unser natürliches Bedürfnis nach Erholung, Muße und Freizeit, für den Zusammenhalt unserer Familien und für das Zusammenleben in unseren Dörfern und Städten. Deshalb freue ich mich sehr, dass die „Allianz für den freien Sonntag im Saarland“ gerade in der eher hektischen Vorweihnachtszeit für den Schutz der Sonntagsruhe eintritt und zu mehr Besinnlichkeit in der Weihnachtszeit aufruft.“ 

Zweiter Adventssonntag


DGB Rheinland – Pfalz/Saarland, stellvertretender Vorsitzender

Eugen Roth

„Am 7. Tage sollst Du ruhen!“

„Bereits in der Bibel sind diese Worte Gottes bei der Erschaffung unserer Erde zitiert. Sie sind zeitlos richtig. Immer schneller drehen Job, Konsumzwang und Terminansprüche. Viele Menschen können leider diesem rasanten Tempo nicht mehr Stand halten, werden krank. Dem Götzen „Markt“ sukzessive auch noch die Sonntags- und Feiertagsruhe zu opfern, ist wirtschaftlich unsinnig und vor allem auch gesundheitsschäd­lich. Schädlich für kleine Einzelhändler, Kunden und Personal zusammen. Leider scheinen einige Markt­ideologen den Wertekompass, den uns bereits die Bibel ver­mittelt, weggeworfen oder verloren zu haben. Helfen wir ihnen, wieder auf den Pfad der mensch­lichen Tugend zurück zu kehren. Dies gilt auch für so manche Kommune, die sich vom vermeintlichen Mainstream mitreißen lässt. Ideen zu sinnvoller Freizeit­gestaltung, die das Miteinander und die per­sönliche Work – Life – Balance fördern, gibt es genug. Manch­mal ist es einfach auch mal gut, nichts zu tun. Der Freizeit- oder gar Erholungswert von Einkaufstouren ist dagegen mehr als begrenzt. Wer für den Schutz der Sonntagsruhe ist, ist innovativ, weil human.“

 

Dritter Adventssonntag


Sportler

Martin Schedler

Gewinner der Bronzemedaille im Team bei WM im Ultratrail, Bronzemedaille im Team bei der Berg­marathon-WM, viermaliger WM-Teilnehmer, Deutscher Meister im Ultratrail; mehrfacher Saarland­meister im Marathon

„Durch die Geburt unserer Tochter im letzten Jahr wurde mir noch mehr bewusst, wie viel mir die Familie und die Zeit mit ihr bedeutet. Während der Woche ist es sehr schwierig für mich Familie, Beruf und Sport miteinander zu vereinbaren, so dass die Sonntage umso wichtiger für mich sind: ohne Zeitdruck, Stress, Hetze und Termine Zeit mit der Familie zu verbringen. Auch sportliche Wett­kämpfe und Training machen wir zum gemeinsamen Erlebnis. Als praktizierender Christ wird dies in der Adventszeit, also der Vorberei­tungszeit auf Weihnachten, nochmal deutlich: wir sollten speziell auch die Adventssonntage nutzen, um uns vom Stress und Alltag zu lösen, zur Ruhe zu kommen, zu reflektieren und uns zu besinnen, was wirklich wichtig ist. So bin ich auch gegen die verkaufsoffenen Sonntage, die gerade in der Adventszeit wie große Events inszeniert werden. Der Sonntag ist für mich der wichtigste Tag der Woche und sollte erhalten blei­ben. Der arbeitsfreie Sonntag ist mir heilig! Er ist ein Geschenk, welches wir nutzen sollten!“

Vierter Adventssonntag


Generalintendant Saarländisches Staatstheater

Bodo Busse

„Wir leben in ebenso unruhigen wie beunruhigenden Zeiten. Der innere Bestand unserer bunten, diver­genten Gesellschaft ist durch wachsenden Egoismus, die Krise der Ökologie sowie eine um sich greifende Politik der Spaltung durch rassistische und populistische Kräfte bedroht. Die Fülle an Informationen, die stündlich durch Internet und Medien über uns hereinbrechen ist nicht angemessen zu verarbeiten oder kritisch für jeden einzelnen zu bewerten. Wir sind überfordert. Uns geht der Atem aus in der Hektik des Arbeitsalltags oder wir fliehen vorwärts auf unserem Karriereweg, ohne links und rechts zu schauen. Dabei verlieren wir nicht nur Empathie für Andere sondern letztlich uns selber dabei.

Die Adventszeit und der Sonntag – oder für Arbeitnehmer mit Dienstpflicht an Sonntagen entsprechende Ausgleichszeiten innerhalb Woche – können Inseln der Ruhe, der Meditation und vor allem auch der Reflexion werden. Im schönen momentanen Stillstand der Zeit können wir aus den Erfahrungen der Ver­gangenheit heraus auch unsere Zukunft besser in den Blick bekommen. Innere Bilder können entstehen, Emotionen in einen Dialog mit unserer Seele treten, so dass wir körperlich und geistig gestärkt, mutig den Anforderungen, die uns nach der Ruhe wieder bedrängen, standhalten. Diese Ruhe kann ein Neubeginn sein. Wir können aus uns heraustreten, um festzustellen, dass wir nicht allein Verantwortung für uns selber haben, sondern in einem genauer ausgerichteten Blick um uns herum begreifen, dass nichts ver­loren ist in der Welt. Dann können wir vielleicht auch Empathie, Mitleid und Gemeinschaft als das eigent­liche Glück im Leben erkennen. Oder wie es Friedrich Hölderlin in einer Hymne formuliert hat: „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch…“.“