Lukas Monnerjahn zu Gast bei SWR1-Begegnungen
Anlässlich der Leichtathletik-EM in Berlin wurde der Sportleiter der DJK Oberwesel Lukas Monnerjahn vom SWR zu einem Interview zum Thema „Sport und christlicher Glauben“ eingeladen. In dem Radio-Beitrag äußert er sich zu seiner eigenen sportlichen Biographie und gibt Einblicke in sein Verständnis von Sport und dessen Werten, sowie dem Wahn nach Selbstoptimierung.
Lukas Monnerjahn ist aktiv im katholischen Sportverband DJK und Anti-Doping- Juniorbotschafter in Deutschland. Ich treffe den 28-jährigen mitten in der Altstadt von Oberwesel. Er ist Sportleiter im größten Sportverein im Rhein-Hunsrück-Kreis. Die DJK bietet eine riesige Auswahl: Vom Kinderturnen bis zum Gesundheits- und Herzsport. Auch das Herz von Lukas Monnerjahn schlägt schon immer für den Sport und die DJK:
Und ausprobiert hat er seit dem fast alles: über Faustball und Leichtathletik bis zu Tischtennis: Lukas Monnerjahn ist ein Allrounder, den stets Neues fasziniert. Der drahtige junge Mann liebt aktuell Beachvolleyball, wofür er mit seinem Verein direkt am Rhein ein Feld gebaut hat. – alles ehrenamtlich. Mit 14 startet Lukas sein Engagement – bricht aus dem idyllischen Welterbe Oberes Mittelrheintal in die Welt auf. Das christliche Sportcamp FICEP ist für ihn eine prägende Erfahrung, auch für sein Verständnis von Europa:
Woran ich immer denken muss ist mein allererstes Camp...wir sind in die Slowakei gefahren und wurden in internationale Gruppen aufgeteilt,[...] das heißt ich war der einzige Deutschsprachige drin - das fand ich cool: die Franzosen haben sich voll um mich gekümmert…also ich war da anscheinend wie so das Nesthäkchen. Die haben immer geguckt: Luca! Also wirklich: Aufgenommen werden und anerkannt werden[…], ich kannte in dem Camp vorher keinen, ich bin da nur mit Freunden zurück gegangen.
Lukas hinterlässt über die Jahre bei den Organisatoren des Camp Eindruck: Er ist ein authentischer Athlet. Lukas lässt sich zum Anti-Doping-Juniorbotschafter ausbilden und hat mit seiner Aktion „Farbe bekennen“ schon bald ein neongrünes Symbol, um mit den Sportlern über Doping ins Gespräch zu kommen:
Was hat jeder Sportler Schuhe – Schnürsenkel […] und deswegen haben wir es auch „Farbe bekennen“ genannt und deswegen sind die Dinger auch neongrün. Dass man sie wirklich sieht. Die Aktion ist super aufgenommen worden. Einfach um ins Gespräch zu kommen und zu zeigen: ich stehe für fairen Sport. Ich will nicht manipulieren.
25.000 neongrüne Schnürsenkel wurden in den letzten Jahren bundesweit verteilt. Und Lukas trägt selbst immer einen an seinen Sportschuhen und wird oft von Sportlern drauf angesprochen, was das soll? Dann kann er erzählen, dass sich die Aktion „Farbe bekennen“ für mündige Athleten einsetzt:
Weil Doping ist eine Entscheidung, die man trifft und entweder trifft man die Entscheidung selbst mit vollstem Bewusstsein oder aber andere treffen die für einen und manipulieren einen in diese Richtung […] wir sind in einer Leistungsgesellschaft und Sport ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, […] und wenn man in einem bestimmten Bereich ist, dann schaut man: kann ich die Grenzen verschieben, geht da noch was?
Dann kommen leistungssteigernde Mittel, die auf der Doping-Liste stehen, ins Spiel. Aber die Haltung beginnt für Lukas Monnerjahn viel früher und ist deshalb nicht nur im Leistungs- sondern auch im Breitensport ein Problem:
Es fängt ganz früh an […] das ist egal, ob es jetzt darum geht, dass ich einen Waschbrettbauch kriegen will zur Sommersaison, dementsprechend das dann ja auch auf Instagram poste […] dass da Druck mit erzeugt wird, den man sich selbst auferlegt, oder der gefühlt von der Gesellschaft kommt
Deshalb sieht er die ständige Selbstoptimierung und Selbstinszenierung kritisch:
Die Meinung von anderen wird immer wichtiger, und das heisst das ist ein Streben nach Anerkennung von außen […] Die jungen Leute müssen da noch einen anderen Input […] reinkriegen, auch, dass sie zu sich selbst stehen, denn das ist eigentlich das, was man lernen muss: so wie man ist, ist man gut […] man hat seine Möglichkeiten, man kann viel draus machen, der erste Schritt ist aber sich selbst zu akzeptieren, wissen wer man ist, wo man hin will und was die Grenzen sind.
Lukas Monnerjahn aus dem Mittelrheintal ist deutscher Anti-Doping-Juniorbotschafter und engagiert sich im katholischen Sportverband DJK. Deshalb hat er einen eigenen Blick auf den Profisport entwickelt:
Das finde ich ist das große Problem, eigentlich ist das die Schwäche im Profisport[...] man darf keine Schwäche zeigen, […] das ist das Problem, man wird da zerrissen, wenn man menschlich ist, man darf kein Mensch sein, man muss Maschine sein, Leistung zählt nur noch und die Menschen gehen verloren. Ich finde das ist das falsche Signal, und es gibt so viele gute Sportler, die daran kaputt geht […] und dennoch sind die Aktionen, die den Leuten im Kopf bleiben, Gesten.
Damit meint er z.B. die Geste von Miroslav Klose, der bei seinem Handspiel für Lazio Rom zugab, dass sein Treffer unfair war und deshalb nicht zählen darf.
Das ist für mich Stärke, aber nicht jemandem umzuholzen, oder den Mund zu halten, nur damit man gewinnt, und das will ich leben und das ist Sport für mich und da ist Glaube ne Grundlage, und die ist dafür notwendig […]
Für mich ist fairplay eigentlich nichts anders als durchaus ein Leben von christlichen Werten
…und das hat auch mit dem persönlichen Glauben von Lukas Monnerjahn zu tun. In Mainz hat er Sport und Biologie studiert. Die Evolutionstheorie und der Glaube an eine göttliche Schöpfung sind für ihn kein Widerspruch:
Irgendwo muss es ja hergekommen sein und das ist ja auch das Spannende, und wenn wir uns angucken, wie genial ein Mensch ist, oder wie genial Natur ist, dann ist das fast zu genial, als könne das reiner Zufall sein . […]Und ich finde da das Christentum auch noch mal wichtig, weil es eine Orientierung gibt, […], man sucht nach etwas, woran man sich halten kann. Manche sagen Wurzeln dazu, wir brauchen etwas, damit wir fest stehen, das ist ein schönes Sinnbild...
DJK, das ist gelebter Glaube und das ist auch Heimat – und lebenslange Herausforderung, die innere Haltung der Fairness nicht zu verlieren
Ich ertapp mich ja auch...ich verliere überhaupt nicht gerne: aber tief im Innern, wenn man weiß wer man ist, wo man hingehört, dann weiß man auch was gerecht ist und Kinder haben das sofort drauf […]
Diese Ehrlichkeit wünscht sich Lukas Monnerjahn auch für die Leichtathletik Europameisterschaft, die gerade in Berlin läuft und deren Athleten er wünscht, dass sie ihr Potential zeigen können – ohne Doping, ohne unmenschlichen Druck und mit ganz viel Mut zur Menschlichkeit.
Quelle (Bilder & Text): KIRCHE IM SWR
Die Audiodatei zum Nachhören unter folgendem Link:
http://www1.swr.de/podcast/xml/swr1/begegnungen.xml
...oder das Manuskript zum Nachlesen:
https://www.kirche-im-swr.de/?page=manuskripte&sendung=2